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   Zweifelhafte Selbstüberprüfung in 2 Korinther 13:5

Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr unecht wärt! - 2 Kor. 13:5

Es ist nicht ungewöhnlich, dass man zu sehen bekommt, wie dieser Vers verwendet wird, um bekennende Christen aufzufordern, sich selbst zu prüfen, um zu sehen, ob sie wirklich errettet sind. Obwohl es legitim ist, Menschen aufzufordern, die Wahrhaftigkeit des Evangeliums, an das sie geglaubt haben, zu prüfen, kann die Selbstüberprüfung, wenn man bereits an das Evangelium glaubt, eine entmutigende Übung der Vergeblichkeit werden. Wenn das Evangelium von Jesus Christus aufhört, im Zentrum des Glaubens zu stehen, können Gläubige sich in der Subjektivität verlieren und die Gewissheit ihrer Errettung einbüßen, was geistliches Wachstum und Reife unterminiert.

Der Fokus der Prüfung

Die Korinther werden aufgefordert, sich selbst zu prüfen, um zu sehen, ob sie "im Glauben" sind, und um zu erkennen, ob Jesus Christus in ihnen ist. Es wird nichts darüber erwähnt, dass sie ihre Werke oder ihren Glauben prüfen sollten; das ist dem Kontext fremd. Wenn Werke zu prüfen gewesen wären, dann wären die Korinther jämmerlich gescheitert (1 Kor 3:1-3; 5:9-6:20; 11:21-30). Ebensowenig werden sie aufgefordert, ihren Glauben zu prüfen, sondern zu schauen, ob sie "im Glauben" sind.

Eine Interpretation versucht, die durch die Selbstüberprüfung bezüglich der Errettung verursachten Probleme zu lösen, indem sie diese als Tests des Weges der Korinther mit dem Herrn auffasst, und nicht als Tests ihrer eigenen Erneuerung. Nach dieser Ansicht bezieht sich "im Glauben" und "Jesus Christus in euch" auf die Qualität der Beziehung der Korinther zu Christus. Allerdings erscheint es am besten, "im Glauben" als einen objektiven Verweis darauf zu verstehen, ob man im christlichen Glaubenssystem steht (siehe beispielsweise Titus 1:13). Ebenso wäre Jesus Christus in ihnen ein weiterer objektiver Hinweis auf ihre wahre Errettung (1 Johannes 5:11-13). Obwohl dies mit der ersten Ansicht übereinzustimmen scheint, nach der Paulus ihren erretteten Status in Frage stellt, ist der Unterschied signifikant. Paulus bittet sie nicht, sich selbst zu überprüfen, weil er ihre Errettung bezweifelt, sondern weil er ihrer Errettung sicher ist. Das wird zur Grundlage seiner Argumentation für seine eigene Authentizität, etwas was die Korinther hinterfragten.

Der Fokus des Glaubens

Der Apostel Paulus stellt nicht die ewige Errettung der Korinther in Frage. Ganz im Gegenteil, er bestätigt sie viele Male in dieser Epistel (1:21-22; 3:2-3; 6:14; 8:9; und hier im Kontext: 13:11-14). Ihre Errettung in Zweifel zu ziehen oder sie aufzufordern, ihre Errettung zu hinterfragen, widerspricht dem Tenor sowohl seiner ersten als auch seiner zweiten Epistel an sie.

Definitionsgemäß lenkt Selbstüberprüfung die eigene Aufmerksamkeit weg von dem rechtmäßigen Objekt des Glaubens, dem Evangelium von Jesus Christus (Seiner Person, Seinem Werk und Seiner Verheißung), hin zu einer subjektiven Selbstbewertung. Die Gewissheit, die allein vom Glauben allein an Christus kommt, wird unmöglich wegen der subjektiven Natur der Bewertung unseres Weges, unserer Werke und unseres Glaubens. Glücklicherweise gibt es einen besseren Weg, diese Passage zu verstehen.

Der Kontext ist entscheidend

Wie gewöhnlich offenbart der Kontext die Hinweise auf die klarste Interpretation. Paulus schreibt an Gläubige in der Gemeinde zu Korinth. Sie haben viele Probleme, von denen manche das Ergebnis davon zu sein scheinen, dass falsche Apostel Paulus Wirken unterminieren. Um sich selbst zu erhöhen, behaupten die falschen Apostel, dass Paulus ein falscher Apostel ist (10:2). Eine der Zielstellungen des Paulus für das Schreiben des Briefes ist, sein Apostelamt zu verteidigen und in bescheidener Weise wieder geltend zu machen (5:12-13; 10:1-11:33; 12:11-33). Die korinthischen Christen sind verwirrt und wollen einen "Beweis" (von dokimén, eine Prüfung bestehen, bestätigt werden), dass Christus durch Paulus spricht (13:3). Paulus sagt ihnen, das seine Macht von Christus ist, was sie bei seinem Besuch sehen werden (13:1-4, 6).

Die falschen Lehrer versuchen, Paulus als jemanden zu "disqualifizieren" (von adokimos, eine Prüfung nicht bestehen, unqualifizier, abgelehnt), der die Prüfung eines authentischen Apostels nicht besteht. Aber wenn Paulus ankommt werden die Korinther sehen, dass er von Gott nicht abgelehnt ist. Die Korinther selbst sind seine Zeugnisse der Authentizität (3:1-3). Christus ist in ihm weil Christus in ihnen ist! Weil sie gewiss errettet sind, sollten die Korinther wissen, dass Paulus nicht disqualifiziert ist (13:6).

Paulus beweist daher seine Authentizität, indem er die Korinther auf ihre eigene Errettungs-Erfahrung verweist. Im Urtext wird "euch selbst" in dem Satz betont, um sie auf Vers 3 zurückzuwerfen, wo Paulus sagt "weil ihr ja einen Beweis verlangt, dass Christus durch mich redet ...". Sie sollten nicht Paulus bezüglich der Gegenwart Christi überprüfen sondern sich selbst! Natürlich spricht Christus durch Paulus, weil Paulus sie Christus lehrte und sie errettet wurden (1 Kor. 15:1-2; 2 Kor. 1:19), daher musste Paulus also authentisch sein. Sein Argument ist hier das gleiche wie in 10:7 - "Gleichwie ihr Christus angehört, so auch wir Christus angehören." Nur wenn sie durch den Test fallen, dann würde auch er durch den Test fallen.

Ein Schlüssel zur Interpretation dieser Passage ist, Paulus Verwendung von Rhetorik und Ironie zur Kenntnis zu nehmen. Im 2. Brief an die Korinther benutzt Paulus hochemotionale rhetorische Sprache zur Betonung (man beachte besonders die Ironie in den Kapiteln 10-12). Die Art und Weise, in der die Frage "Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?" in Vers 5 gestellt wird, erwartet eine positive Antwort - "Natürlich wisst ihr, dass Christus in euch ist!" Die Wortwahl des Urtextes in der anschließenden Formulierung "Es sei denn, dass ihr unecht wärt!", verwendet Ironie, um das Gegenteil zu meinen - offensichtlich wissen sie, dass sie nicht für die ewige Errettung disqualifiziert sind. Vers 6 folgt dann mit noch mehr Ironie - Die Leser hatten Paulus in Frage gestellt, aber nachdem sie auf ihre eigene Errettung geschaut hatten, sollten sie wissen, dass er den Test der Authentizität auch bestanden hatte.

Schlussfolgerung

Die Errettung der Korinther in Zweifel zu ziehen wäre für Paulus im Widerspruch zu seinen Bestätigungen und Erklärungen ihres erretteten Zustands gewesen, die in seinen Episteln an sie allgegenwärtig sind. Paulus motiviert seine Leser, in ihrer christlichen Erfahrung zu wachsen, nicht indem sie ihre Errettung erneut in Frage stellen und erstreben, sondern indem sie seine apostolische Autorität und die Wahrheit, die er lehrt, anerkennen und sich ihr unterwerfen (13:7-10). Nach zwölf Kapiteln, in denen er ihre Errettung voraussetzt und bestätigt, warum sollte er sie nun in Frage stellen und seine ganze Mahnung unterminieren?

Diese Passage sollte niemals verwendet werden, um diejenigen, die dem Evangelium geglaubt haben, ihre Errettung durch Selbstüberprüfung bezweifeln zu lassen. Im Gegenteil sollte diese Passage uns lehren, dass der beste Weg, um Christen zur Wahrheit und Reife hin zu motivieren, nicht darin besteht, sie ihre Errettung bezweifeln zu lassen sondern sie darin zu bestätigen. Die Tatsache, dass wir aus Gottes Gnade errettet sind, zu Christus gehören und Ihn in uns haben, ist die beste Basis, um zu frommer Haltung und frommem Verhalten zu mahnen.


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