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   Der vergessene Richterstuhl Christi



Abgelehnt. Vernachlässigt. Vergessen. Diese Worte können beschreiben, wie die Lehre vom Richterstuhl Christi im Neuen Testament von vielen behandelt wird. Der Richterstuhl Christi (auf Griechisch (bēma) ist ein Gericht nur für Christen, in dem das Leben jedes Gläubigen bewertet wird und Belohnungen den eigenen Werken, der Treue und der Motivation entsprechend gewährt oder vorenthalten werden (siehe GraceNotes no. 68, “Vergleich der zwei zukünftigen Gerichte”). Es besteht allgemein Übereinstimmung, dass dieses Gericht nach der Entrückung und vor der tausendjährigen Herrschaft stattfindet.

Theologisch abgelehnt

Manche theologische Systeme lassen nur ein allgemeines Gericht am Ende der Zeiten zu, welches darüber entscheiden wird, ob man errettet ist oder nicht. Vertreter des Amillenialismus und des Postmillenialismus weisen eine tatsächliche tausendjährige Herrschaft zurück. Dies verschmilzt die Verweise des Neuen Testaments über den Richterstuhl Christi am Ende des Zeitalters der Kirche mit den Verweisen auf das Gericht vor dem großen weißen Thron am Ende der tausendjährigen Herrschaft. Da beide Gerichte die Werke des Menschen betreffen macht diese Interpretation Werke zum entscheidenden Kriterium, welches echten rettenden Glauben beweist. Offenbarung 20:11-15 sagt zweimal, dass die Toten vor dem großen weißen Thron entsprechend ihren Werken gerichtet werden, wodurch festgelegt ist, ob sie im Buch des Lebens verzeichnet sind; anderenfalls werden sie in den Feuersee geworfen. Aus dieser Sicht ist die Errettung die Belohnung für den Glauben an Christus, welcher durch gute Werke bewiesen werden muss. Errettung kommt jedoch aus Gnade (ein kostenloses Geschenk) und wird im Neuen Testament niemals als Belohnung bezeichnet. Wer die Heilige Schrift im Kontext wörtlich, grammatikalisch, historisch und naturgemäß interpretiert, wird zur Theologie des Prämillenarismus gelangen, die die Rückkehr Christi für Seine Kirche (die Entrückung) von der Wiederkunft Christi für die gesamte Welt unterscheidet. Die Beurteilung zur Bestimmung von Belohnungen, nicht für die Errettung, erfolgt nach der Entrückung vor dem Richterstuhl Christi, vor der tausendjährigen Herrschaft.

Homiletisch vernachlässigt

Es ist nicht ungewöhnlich auf Kirchen und Gemeindeleiter zu treffen, die an die Lehre vom Richterstuhl Christi glauben, sie aber nicht angemessen lehren. Es gibt auch einige Kirchen und Gemeindeleiter, die vielleicht kein klares Verständnis vom Richterstuhl Christi haben, was sie davon abhält, die Sache anzusprechen. Die Lehre über das Bēma-Gericht scheint in vielen Predigtreihen, Bibelschul-Lektionen, Kleingruppen-Studien und Literatur zum christlichen Leben vernachlässigt zu werden. Eine Umfrage unter heutigen prä-tribulationistischen, prämillenialistischen Gläubigen würde wahrscheinlich herausfinden, dass sie nicht viel über diese Lehre gehört haben. Dennoch ist es ein ständiges Thema, welches die Lehren Jesu und der Apostel von Matthäus (5:12) bis Offenbarung (22:12) durchdringt, entweder explizit oder implizit durch Erwähnung von Belohnungen. Es wird häufig erwähnt, da es eine bedeutende Motivation für gottesfürchtige Lebensführung ist. Eigentlich sollte diese Betonung im Neuen Testament auch zu einer Betonung in heutiger Lehre und Predigt der Kirche führen. Was für Jesus und die Apostel wichtig war sollte auch für uns wichtig sein, wenn wir Jünger Jesu Christi machen und sie lehren (Matt. 28:19-20; 2 Tim. 2:2).

Funktionell vergessen

Leider leben manche, die an Christus glauben, als ob es keine zukünftige Verantwortung für ihren Lebensstil, ihr Verhalten, ihre Worte und Motive gäbe. Vielleicht sind sie damit zufrieden zu wissen, dass sie nach diesem Leben im Himmel und im Königreich sein werden. Kein Gläubiger sollte diese klaren Wahrheiten über den Richterstuhl Christi im Neuen Testament ignorieren:

  • Jeder Gläubige aus dem Zeitalter der Kirche wird vor dem Richterstuhl Christi erscheinen (Röm. 14:10; 2 Kor. 5:10)
  • Jeder Gläubige wird dem Herrn Rechenschaft für sein Verhalten, seine Worte und Motive ablegen (Röm. 14:10; 2 Kor. 5:10, wo das Wort „böse“, phaulos, sich nicht auf das moralisch Schlechte bezieht, sondern die Bedeutung von mindere Qualität, moralisch unterdurchschnittlich, wertlos, ohne Wert hat, obwohl dies sicherlich böses Verhalten mit einschließt.).
  • Alles, was das eigene Leben betrifft wird für die betroffene Person und den Herrn offenkundig gemacht (1 Kor. 4:5; 2 Kor. 5:10, wo das Wort “offenbar werden” aus dem Griechischen phaneraō die Bedeutung enthüllen, bloßstellen hat.).
  • Gottes durchdringende Wahrnehmung wird die Qualität des Lebens des Menschen als Christ bewerten (1 Kor. 3:13; 4:5).
  • Diejenigen, deren Werke und Glauben des Herrn würdig waren, werden dementsprechende Belohnungen erhalten (1 Kor. 3:14; Kol. 3:23-24).
  • Denjenigen, deren Werke und Glauben des Herrn unwürdig waren, werden dementsprechend Belohnungen vorenthalten (1 Kor. 3:15; 9:27; Kol. 3:25).
Um es ganz klar zu sagen: Alle, die an Jesus Christus als ihren Retter glauben, werden für ihre Sünden nicht auf ewig verdammt werden und werden im Himmel und im Königreich sein. Es gibt keinen Hinweis darauf dass das etwas anderes als eine erfreuliche Erfahrung sein wird. Es ist allerdings genauso klar, dass einige tiefe Reue, Bedauern und sogar Scham empfinden werden, wenn Jesus erscheint um Sein Bēma-Gericht zu beginnen (1 Johannes 2:28; Jakobus 2:12-13 spricht von einem unbarmherzigen Gericht; manche sehen negative Konsequenzen des Bēma in manchen Gleichnissen: Matt. 18:34-35; 22:13; 24:50-51; 25:30). Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass diese negativen Gefühle über den Richterstuhl Christi hinaus bis in das Königreich hinein anhalten werden, obwohl der Verlust von Belohnungen, Privilegien und einer besonders großen Fähigkeit, Gott zu erfahren, sicherlich einen Einfluss auf die eigene Erfahrung der Ewigkeit haben wird. Während der Verlust von Belohnungen permanent ist, ist das Leiden über diesen Verlust temporär (Offb. 21:4). Wir könnten dies mit Absolventen einer Schule vergleichen. Einige werden froh sein, einen Abschluss zu haben, während andere aufgrund ihrer Leistungen mit Auszeichnung abschließen werden und diese Ehrung ihnen durch ihr Leben folgen wird. Andere werden einfach einen Abschluss erhalten, bedauernd dass sie sich nicht mehr angestrengt haben, um eine Auszeichnung zu erhalten.

Schlussfolgerung

Da in der Heiligen Schrift deutlich gelehrt wird, dass alle, die an Christus glauben, vor dem Bēma erscheinen werden, um eine Bewertung darüber zu erhalten, wie sie ihr Leben in Christus gelebt haben, sollte jeder Gläubige dieser Wahrheit in jedem Moment an jedem Tag bewusst Aufmerksamkeit schenken. Durch unser kurzes Leben können wir Schätze für die Ewigkeit sammeln oder den Verlust der Schätze für alle Ewigkeit erleiden. Es gibt eine besondere Belohnung für Gläubige, die sich voller Liebe auf das Erscheinen Christi freuen anstatt davor zurückzuschrecken (1 Tim. 4:8). Diejenigen, die die Liebe und rettende Gnade Gottes wertschätzen, werden leben um Ihn zu ehren und Seine gnädige Ehrung als ewigen Lohn vor dem Richterstuhl Christi zu empfangen. Diese Wahrheit darf niemals abgelehnt, vernachlässigt oder Vergessen werden.


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