Antworten auf häufige Einwände gegen die kostenlose Gnade, Teil 2

Die Fülle der Gnade Gottes scheint für manchen schwer zu begreifen zu sein. Besonders wenn sie mit Bezug auf die Errettung gelehrt wird erhebt manch einer Einwände. In GraceNotes No. 90 'Antworten auf häufige Einwände gegen die kostenlose Gnade, Teil 1') haben wir sechs häufige Einwände gegen die Ansicht über die kostenlose Gnade (Free Grace) diskutiert. Nachfolgend diskutieren wir sechs weitere.

Einwand #7: Die Theologie der kostenlosen Gnade verbilligt die Gnade, indem sie keine Hingabe und keine guten Werke fordert.

Gnade kann weder billig noch teuer sein, weil sie absolut und bedingungslos kostenlos ist (Röm. 3:24; 11:6). Die Forderung nach Hingabe und guten Werken durch die Vordertür oder die Hintertür des Evangeliums widerspricht der Gnade, die keine Forderungen stellt. Obwohl Gnade keine Hingabe und keine guten Werke fordert, motiviert und lehrt uns Gnade jedoch ein frommes Leben zu führen (Römer 12:1-2; Eph. 2:8-10; Titus 2:11-13). Im Evangelium der Gnade geht es um ewige Errettung, die durch das Werk Jesu Christi bewirkt wird; bei Jüngerschaft und christlichem Leben geht es um unsere Hingabe und gute Werke. Kostenlose Gnade unterscheidet zwischen Heiligung und Rechtfertigung (oder zwischen Errettung und Jüngerschaft).

Einwand #8: Kostenlose Gnade lehrt, dass Glaube lediglich mentales Einverständnis ist.

Obwohl einige Befürworter der kostenlosen Gnade dies lehren, trifft es doch nicht auf alle zu. Wenn jemand einer wahrheitsgemäßen Aussage glaubt, dann muss offensichtlich eine mentale Zustimmung dazu vorliegen. Manchmal betont das Angebot der Errettung mentales Einverständnis, während es bei anderen Gelegenheiten auch an den Willen appelliert (Johannes 4:10; 8:24; 1 Johannes 3:23; 5:1). Es ist fraglich ob wir psychologisch interpretieren können, wie und warum jemand sich das Angebot der Errettung zu Eigen macht.

Einwand #9: Kostenlose Gnade ist antinomisch.

Antinomisch bedeutet kein Gesetz oder ohne Gesetz. Wir müssen daher definieren, welches Gesetz gemeint ist. Wenn das Mosaische Gesetz gemeint ist, dann ist es richtig, dass die kostenlose Gnade lehrt, dass Christen nicht unter diesem Gesetz sind (Röm. 6:14; 7:4; 10:4). Das bedeutet nicht, dass die kostenlose Gnade Zügellosigkeit predigt, weil das Neue Testament sagt, dass Gläubige unter dem königlichen Gesetz (Jakobus 2:8), dem Gesetz Christi (Gal. 6:2) und einem neuen Gebot (Johannes 13:34; 1 Johannes 3:18) sind, wobei es sich um Gebote handelt, einander zu lieben. Dies ist die Erfüllung des Wesens des mosaischen Gesetzes (Gal. 5:14). Anstatt Gesetzlosigkeit lehrt die kostenlose Gnade Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht mit Konsequenzen göttlicher Züchtigung (Heb. 12:5-11).

Einwand #10: Kostenlose Gnade glaubt, dass man abfallen (vom christlichen Glauben abfallen) könne und trotzdem noch errettet sei.

Wir sollten als erstes versuchen herauszufinden, ob derjenige das biblische Evangelium verstanden und geglaubt hat. Es ist möglich, dass der mutmaßliche oder erklärte Christ niemals errettet wurde. Die Bibel enthält genügend Beispiele von Gläubigen, die vom Glauben abfielen, ohne irgendwelche Anhaltspunkte dafür, dass sie niemals errettet wurden oder ihre Errettung verloren hätten (sieheGraceNotes no. 55 'Der Christ und der Abfall'). Der Hebräerbrief warnt vor ernsten Konsequenzen für Gläubige, die vom Glauben abfallen (siehe GraceNotes no. 15 en 'Die Auslegung des Hebräerbriefs: beginnend mit den Lesern'). Die Gnade Gottes deckt jede Sünde zu. Errettung, die nicht durch etwas das man tut verdient werden kann, kann auch nicht durch etwas das man tut verloren werden. Selbst wenn man nicht mehr glaubt, steht Gott zu Seinem Versprechen, zu retten (2 Tim. 2:11-13).

Einwand #11: Kostenlose Gnade ist eine historische und theologische Abweichung aus jüngerer Zeit.

Errettung durch Gottes kostenlose Gnade wurde durch die zeitlose Schrift zu allen Zeiten gelehrt. Niemand ist jemals anders gerettet worden als durch Gottes kostenlose Gnade (1. Mose 15:6; Röm. 4:3-4; Gal. 3:5-9). Gnade als kostenloses, bedingungsloses Geschenk Gottes war seit Anbeginn der Kirche kontrovers wie man an der legalistischen Opposition gegen den Apostel Paulus sehen kann. Die Reformatoren des sechzehnten Jahrhunderts beendeten nicht die Diskussion über das Evangelium sondern begannen die Diskussion der Rechtfertigung durch Glauben und der Gründe für die Gewissheit, die bis heute fortdauert. Die Rolle der Werke bei der Errettung und Gewissheit war eine fortwährende Kontroverse, wenn auch nicht immer unter der Nomenklatur der Theologie der kostenlosen Gnade (Free Grace theology). In den 1630er Jahren gab es einen Gerichtsprozess in Massachusetts, der The Free Grace Controversy genannt wurde, in dem die Frage der Werke bei der Errettung und für die Gewissheit debattiert und vor Gericht verhandelt wurde (siehe Making Heretics: Militant Protestantism and Free Grace in Massachusetts, 1636-1641, by Michael P. Winship, Princeton: Princeton University Press, 2002 Obwohl historische theologische Trends informativ sind, liegt der endgültige Urteilsspruch über die Wahrheit in der Schrift.

Einwand #12: Die Bewegung der kostenlosen Gnade (Free Grace Movement) ist eine irrelevante Minderheitsbewegung.

Es mag eine Minderheitsbewegung sein, aber ist das nicht immer ein wesentliches Merkmal der meisten Bewegungen? Wenn die Bewegung so irrelevant ist, warum beginnen manche prominenten Theologen sie zu attackieren und halten es überhaupt für nötig zu behaupten, dass sie irrelevant sei? Bezeugt dies nicht den wachsenden Einfluss der Botschaft der kostenlosen Gnade? Es gibt viele Anzeichen, dass die Bewegung der kostenlosen Gnade großen Einfluss auf der ganzen Welt hat.

Schlussfolgerung

Das endgültige Urteil über jedes theologische System muss eine genaue Interpretation der Schrift sein. Viele Einwände gegen das Evangelium der kostenlosen Gnade sind auf mangelhafte Interpretation der Bibel, Missverständnis der Lehre von der kostenlosen Gnade oder rhetorische Falschmeldungen zurückzuführen. Kostenlose Gnade verherrlicht den Gott aller Gnade, die Herrschaft Jesu Christi und die völlige Hinlänglichkeit des Werkes Christi für alle Menschen. Nur ein korrektes Verständnis von Gottes Gnade und Errettung kann den Menschen völlige Gewissheit der Errettung geben und sie frei machen um zu lieben, in dieser Gnade zu wachsen und sie anderen weiterzugeben.