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   Römer 8:28-30 analysiert



28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. 29 Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. 30 Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht. (SLT2000)

Diese Textstelle ist dicht gepackt mit Ausdrucksweisen und Theologie, die verschiedenste Interpretationen hervorgerufen haben. Am einfachsten lassen sich diese drei Verse im Fluss des Kontext verstehen, der in den vorhergehenden Versen 8-27 von der Wiederherstellung und Rückkehr der Schöpfung zur Herrlichkeit spricht, in der die Gläubigen mit Christus über die gesamte Schöpfung herrschen, und der in den nachfolgenden Versen 31-36 den Gläubigen versichert, dass nichts sie davon abhalten kann, dieses Ziel zu erreichen. Die Verse 28-30 erklären, dass Gottes ewiger Plan für jeden Gläubigen dessen endgültiges Schicksal garantiert, wobei die Ermutigung im Vers 28 durch die Verse 29-30 erläutert wird. Der gesamte Kontext ist auf die göttliche Seite der Errettung fokussiert.

Vers 28.

Das „aber“ verbindet diesen Vers mit dem Kontext der vorhergehenden Verse und zeigt, dass „alle Dinge“ sich auf das Leiden beziehen, das die Schöpfung und die Gläubigen ertragen, bis die gesamte Schöpfung von ihrer Knechtschaft der Sterblichkeit befreit wird (Verse 18-27). Daher ist das „Beste“ Gottes endgültige Wiederherstellung der Schöpfung unter Jesus Christus. Die persönlichen Leiden derjenigen, die Gott lieben, werden in Seinen größeren Plan der Befreiung der Schöpfung von ihrer Knechtschaft der Sünde eingeordnet. Der Vers spricht davon, dass diejenigen, die in Harmonie mit Gottes Vorsatz sind, die endgültige Freiheit des Menschen von der Verderbtheit der Sünde erreichen werden. Wie Gott diesen Vorsatz erreicht, wird in den Versen 29-30 erklärt (“denn” Hoti).

Vers 29.

Gottes Berufung folgt auf Sein Vorherwissen und Seinen vorherbestimmenden Vorsatz, und auf Gottes Berufung folgen Seine rechtfertigenden und verherrlichenden Absichten. Manche interpretieren „zuvor ersehen“ so, dass Gott vor Beginn der Zeit wusste, wer glauben würde, was Ihn veranlasste, diejenigen als die Seinen zu erwählen. Dies macht die Entscheidung des Einzelnen, an Christus zu glauben, zur Ursache von Gottes Handeln (oder Reaktion). Diese Interpretation scheint nicht mit 2 Timotheus 1:9 übereinzustimmen, wo gesagt wird: “Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde” (siehe auch Eph. 1:3-6; 11-12). Obwohl „zuvor ersehen“ (von proginoskō) häufig die einfache Bedeutung von „im Voraus wissen“ hat (wie in 2 Petrus 3:17), kann es auch „im Voraus entscheiden“ bedeuten wie in Römer 11:2, wo wir lesen, dass Gott nicht erwartet hat, dass Israel sich für Ihn entscheidet; Er erwählte sie dazu, Sein besonderes Volk zu sein (vergl. 1 Petrus 1:20 über Christus). Diese Art der Wissens, Kennens oder Erkennens impliziert eine besondere persönliche Beziehung. In der Bibel kann kennen ein kognitives Wissen anzeigen (z.B. Apg 1:7; 2 Kor. 2:4; 2 Petrus 2:21) oder wie bei erkennen eine intime persönliche Vertrautheit (z.B. Matt. 1:25; Lukas 1:34; Johannes 1:48; 2:24; 10:14, 27). Paulus sagte nicht, dass Gott über die Seinen Bescheid wusste; vielmehr sagte er, dass Gott mit ihnen vertraut war. Im Kontext von Römer 8: 28-30 erwählte Gott nicht Christus oder die Kirche sondern Individuen.

Das Wort „vorherbestimmt“ (von proōrizō) bedeutet etwas im Voraus festzulegen. Der Begriff bezieht sich hier nicht darauf, dass Gott bestimmt, wer errettet wird, sondern auf den Endzweck derjenigen, die errettet sind. Er bestimmte alle, die Er kannte, dazu, dem „Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden“. Gottes Plan ist, dass all die Seinen sich an ihre rechtmäßige Stellung als Mit-Erben mit dem vollkommenen Christus angleichen, der dazu bestimmt ist, der Erstgeborene unter vielen Brüdern zu sein. Jesus ist von zentraler Bedeutung in Gottes Plan für Gläubige und die gesamte Schöpfung. Gläubige, die im Jetzt Leiden durchstehen, werden in der zukünftigen befreiten Schöpfung (vergl. Eph. 1:9-12) „alles“ mit Christus erben (8:17). An das Ebenbild Christi angeglichen zu werden ist daher nicht einfach charakterlich zu sein wie Er sondern auch, Seine Bestimmung zu teilen, über die gesamte Schöpfung zu herrschen.

Vers 30.

Das Wort „berufen“ (von kaleō) kann sich auf eine einfache Einladung beziehen (z.B. Matt. 22:3, 9; Lukas 14:7-8), hier spiegelt es jedoch die Bedeutung in Vers 28 wieder, für einen besonderen Zweck berufen zu sein (siehe 1 Kor. 7:15, 17, 18, 20; Eph. 4:1; 1 Thess. 2:12; 4:7; 2 Tim. 1:9). Diese Berufung sollte nicht als allgemeine Einladung an alle Menschen, zu Jesus zu kommen, verstanden werden, weil es sich im vorliegenden Kontext nur an die Menschen richtet, die Gott dazu bestimmt hat, die Erbenstellung mit Jesus zu teilen. Dies legt Gottes besondere Bestimmung für diejenigen nahe, die Er als die Seinen kennt. Dass es sich nicht um eine allgemeine, universelle Einladung zur Errettung handelt wird auch durch die Tatsache demonstriert, dass die Berufenen dieselben sind, die auch gerechtfertigt und verherrlicht sind.

Dieser Vers erklärt, wie Gottes ewiger Plan sich auf unsere persönliche Erfahrung der ewigen Errettung auswirkt. Alle Berufenen werden auch „gerechtfertigt“ (von dikaioō) oder vor Gott für gerecht erklärt (siehe GraceNotes no. 74 “Die Rechtfertigungslehre”) mit dem Ergebnis, dass sie nun in Harmonie mit Gott und Seinem Plan sind, der persönliches Leiden in die Hoffnung auf ihren letztlichen Triumph einbezieht (Röm. 5:1-4).

„Verherrlicht“ zu werden bezieht sich nicht einfach auf die letztliche Transformation des Gläubigen in die Christusähnlichkeit sondern darauf, wie Christus zu sein, indem man Anteil an Seiner Herrlichkeit in der ewigen Bestimmung erhält. Dieses Wort bestätigt die Diskussion der Bestimmung des Gläubigen wenn die gesamte Schöpfung „befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Vers 21).

Während unsere zeitlich beschränkte menschliche Perspektive diese Aktivitäten als vergangen (zuvor ersehen, vorherbestimmt) oder zukünftig (verherrlicht) einordnet, werden sie hier in der Vergangenheitsform ausgedrückt, da sie aus Gottes zeitloser Perspektive vollendete Tatsachen sind. Die Griechische Zeitform des Aorist kann einfach zur Feststellung einer Tatsache verwendet werden, dieser Kontext behandelt diese Tatsachen jedoch als im Willen Gottes vollendet. Die Vergangenheitsform ergibt daher hier Sinn. Die Verwendung der Vergangenheitsform, wie beispielsweise in „verherrlicht“, sichert uns die Gewissheit dieser Tatsachen im Denken und Wollen Gottes zu, auch wenn es sich aus unserer menschlichen Perspektive um etwas zukünftiges handelt. Diese Verwendung der Vergangenheitsform zur Bezugnahme auf ein zukünftiges Ereignis wird prolepsis (die Betrachtung einer zukünftigen Handlung als gegenwärtig oder bereits vollendet) genannt. Sie impliziert Gewissheit, als ob sie bereits in der Zeit vollendet wäre, da sie in Gottes Denken Realität ist.

Anders als die Menschen ist Gott nicht auf eine lineare Perspektive auf Zeit und Ereignisse beschränkt. Er existiert in einem einzigen ewigen Jetzt. Er sieht den Anfang und das Ende als dasselbe. Er hat immer gewusst, weiß jetzt und wird immer wissen, wer die Seinen sind. Daher ist das, was Gott weiß, ewige Realität. Die folgende Darstellung kann dabei helfen, den Unterschied zwischen Gottes zeitloser Perspektive und unserer menschlichen, beschränkten Perspektive auf die Errettung zu verstehen.

Schlussfolgerung

Römer 8:28-30 wird auch zukünftig lebhafte Diskussionen und unterschiedliche Interpretationen hervorrufen. Wie immer ist der Kontext entscheidend, wodurch zumindest die Verse 8-27 und 31-36 außerordentlich relevant für das Verständnis dieser Textstelle sind. Gläubige, die in Gottes Willen leben, werden einen starken Trost in Römer 8:28-30 finden, weil sie die Zusicherung haben, dass Gott ihr Leiden hin zu ihrer letztlichen Bestimmung zur Freiheit von der Sterblichkeit und zur Herrschaft mit Christus über die gesamte Schöpfung benutzt. Aus der menschlichen Perspektive begann Gottes Plan und Werk vor der Geschichte der Menschheit; aber aus Gottes zeitloser Perspektive war es schon immer eine vollendete Tatsache, die den menschlichen freien Willen mit einbezog. In dieser Synergie wirken Gottes souveräner Wille und der freie Wille des Menschen in Übereinstimmung zusammen, nicht unter Ausschluss des einen oder des anderen. Gott hat in Seiner unverdienten Gnade souverän bestimmt, unsere Errettung in Übereinstimmung mit unserer freien Entscheidung zu verwirklichen.


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